Ich kommuniziere auch ohne Worte.
„Man kann nicht nicht kommunizieren“ heißt ein Buch, das von Paul Watzlawick (1921 – 2007, Philosoph und Psychoanalytiker) verfasst wurde. Er hat mit seinen Axiomen und Theorien unser Verständnis über Kommunikation radikal und nachhaltig verändert (Zitat aus dem Buch). Er beschreibt darin, dass Kommunikation nicht nur die gesprochene Sprache betrifft, sondern dass gerade die nonverbalen Signale im Austausch miteinander eine große Bedeutung haben. Dazu gehören Tonfall, Sprachtempo, Geruch, Gestik, Mimik, Art der Kleidung, Accessoires, Körperhaltung. Auch Schweigen und Nichthandeln haben einen Mitteilungscharakter, der von anderen „erhört“ wird. Zitat: „Der Mann im überfüllten Wartesaal, der vor sich auf den Boden starrt oder mit geschlossenen Augen dasitzt, teilt den anderen mit, dass er weder sprechen noch angesprochen werden will, und gewöhnlich reagieren seine Nachbarn richtig darauf, indem sie ihn in Ruhe lassen. Dies ist nicht weniger ein Kommunikationsaustausch als ein angeregtes Gespräch.“
Wir interpretieren und bewerten nonverbale Signale unbewusst und reagieren, unserem Mustern entsprechend, darauf. Ohne Beachtung der Körpersprache in der Kommunikation, würde uns ein wichtiger Teil der mitgeteilten Information fehlen. Allerdings kann eine Körperhaltung auch fehlinterpretiert werden. Wie im Beispiel in meinem letzten Newsletter beschrieben: ein Klient berichtete von einem Meeting mit seinem Team und der Geschäftsleitung, bei dem er ein neues Konzept zur digitalen Produkterfassung vorstellte. Er bemerkte, dass der Geschäftsführer, die Stirn runzelte und den Mund verzog. Das irritierte meinen Klienten sehr. Mein Klient interpretierte die Reaktion des Geschäftsführers als Missfallen. Später, im persönlichen Gespräch, stellte sich heraus, dass der Geschäftsführer dem Vortrag nur sehr konzentriert lauschte. Er fand die Idee meines Klienten nämlich ausgesprochen gut und überlegte sich, in welchen anderen Bereichen, man sie ebenfalls umsetzen könnte. Anscheinend runzelt der Geschäftsführer beim konzentrierten Denken unbewusst seine Stirn und verzieht seinen Mund. Und noch ein Beispiel: jemand sitzt mit verschränkten Armen in einem Meeting. Tja, ist doch glasklar: das bedeutet Ablehnung oder Desinteresse. Das kann durchaus so sein, jedoch kann diese Haltung vieles andere bedeuten. Zum Beispiel auch: weil es einfach nur sack bequem ist, man möchte den rundlichen Bauch verdecken, oder sich schützen – um nur einige zu nennen.
Wir interpretieren und bewerten Äußerungen und Körpersprache unbewusst. Oft werden körperliche Signale im Kommunikationsprozess aber auch gänzlich ignoriert und nur das gesprochene Wort beachtet. Dadurch vernachlässige ich eine wichtige Informationsquelle. Wie kann ich nun im Alltag die Körpersprache „lesen“, um die Interaktion mit anderen und die Kommunikation optimal gestalten zu können und zu verstehen, was gemeint ist?
Wie hätte mein Klient im Beispiel weiter oben diese Schritte anwenden können:
Schritt 1: er beobachtet, dass der Geschäftsführer die Stirn runzelt (Längsfalten erscheinen oberhalb der Augenbrauen) und den Mund verzieht (Lippen zusammengepresst)
Schritt 2: Situation wird als Missfallen bewertet – Stoppzeichen (innerlich) – aha-Effekt (Interpretationsphase ist nun bewusst) – Pause (Vortrag unterbrechen)
Schritt 3: Stimmt meine Interpretation? Hinterfragen: „Herr xy, ich sehe, Sie runzeln die Stirn. Stimmt etwas nicht – oder: haben Sie noch eine Anmerkung dazu?“
Dann könnte Herr xy u.a. antworten: „Nein, alles okay. Mir gefällt Ihr Vorschlag sehr gut. Ich überlege gerade nur, in welchen anderen Bereichen wir das auch noch umsetzen könnten.“
Beachte die kleinsten Veränderungen in Mimik, Gestik, Tonalität, Körpersprache. Nimm sie wahr und hinterfrage sie. Probiere es einfach mal aus. Übung macht den Meister! Über Rückmeldungen freue ich mich natürlich: info@mentalwin-coaching.de